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Artikel des Regionalmanagement Mittelhessen: "Vom Laborunfall zum eigenen Unternehmen"


„Wir verbessern Hygiene durch Nutzung natürlicher Ressourcen, um die Gesundheit der Menschen zu schützen.“

So lautet die selbsterklärte Mission, die sich Dr. Schepers mit seiner neu gegründeten Munditia Technologies GmbH (kurz: MUNDITECH) auferlegt hat. Die Geschäftsidee dabei ist mehr oder weniger durch Zufall entstanden: Im Rahmen eines „Laborunfalls“ beim Experimentieren mit antimikrobiellen Wirkstoffen entdeckte der Chemiker Mitte 2016 das Potential seiner Erfindung.


Der Clou: Sein Produkt beruht ausschließlich auf einer physikalischen/mechanischen Wirkungsweise ohne Nanopartikel oder den Einsatz von Bioziden.

Die Oberflächenbeschichtung tötet bereits nach wenigen Minuten über 95% der Bakterien ab. Darunter unter anderem das in der Lebensmittelindustrie stark relevante E. Coli. Sogar behüllte Viren und Schimmelpilze werden zersetzt. Ein Erfolg, der mittlerweile durch mehrere Gutachten bestätigt ist. Auf welche Oberfläche die Beschichtung aufgetragen wird, ist dabei zweitrangig. Von Holz über Keramik hin zu Kunststoff oder Metall. Die Wirkung bleibt unbeeinträchtigt.

Es war ein langer Weg zur finalen Produktion, den Dr. Schepers bestritten hat. Etwa zwei Jahre dauerte der Entscheidungsprozess von Zulassung- und Patentbehörden. Eine Zeit, in der seine Technologie der Öffentlichkeit vorenthalten blieb. Entscheidend für die Zukunft des Produktes war die Frage, ob die Entdeckung dem Biozidrecht unterliegt oder nicht. Erst als sicher war, dass dies nicht der Fall ist, trat Dr. Schepers mit MUNDITECH dem Acceleratorprogramm von Merck im Innovationscenter in Darmstadt bei. Bis dato führte er die Forschung und Entwicklung an seinem Projekt noch parallel zu seiner eigentlichen Anstellung weiter. In der Technologieberatung arbeitete er als Unternehmensberater an der Entwicklung neuer Produkte, unter anderem um die Hygiene in Haushaltsgeräten zu verbessern.

Im Innovationscenter half ihm insbesondere die wissenschaftliche Beratung durch Experten der Fa. Merck dabei, sein Produkt bis zur Marktreife weiterzuentwickeln. Nach Abschluss des Programms bestätigte ihm das 120-köpfige Expertengremium von Merck das Potenzial von MUNDITECH.

Nun bestand Schepers Wunsch darin, Laborflächen zu finden, die einen guten Nährboden für die weitere Skalierung des Produkts bot. „Wichtig war für mich eine gute Infrastruktur, eine starke Branchenpräsenz, ein ausgeprägtes Startupnetzwerk, das Unterstützung bietet und die regionale Nähe zu meiner Heimat Braunfels.“ Diese Kriterien führten ihn letztendlich zum Technologie- und Innovationszentrum Gießen (TIG). „Die guten Kontakte von Frau Bienert (Geschäftsführerin TIG) zur Wirtschaftsförderung und der offene Austausch haben mich überzeugt. Ich hatte nie das Gefühl über den Tisch gezogen zu werden.“ Erzählt Dr. Schepers im Gespräch. Die Räumlichkeiten, die MUNDITECH im TIG bezog, waren zwar unkonventionell, aber zielführend. Der Duschraum eines ehemaligen Kasernengebäudes wurde kurzerhand zu einem Labor umfunktioniert. Eine sinnvolle Lösung, um die Arbeit am Produkt fortzusetzen, ohne das Budget stark zu belasten. Bis dahin basierte die Finanzierung von MUNDITECH nämlich vollständig auf Eigenmitteln. Durch das gute Netzwerk der Verantwortlichen im TIG kam der Geschäftsführer in Kontakt mit vielen weiteren Unterstützungsangeboten. Unter anderem konnte er so Ende 2018 erfolgreich ein Innovationsdarlehen der WiBank beantragen.

Mit jedem weiteren Schritt zur Marktreife des Produkts stiegen auch die Anforderungen an die Produktionsstätte. Langfristig benötigte MUNDITECH eine LKW Zufahrt. Nur so konnte neben der Anlieferung der Produktionsmaschinen auch zukünftig ein reibungsloser Ablauf in der An- und Ablieferung von Rohmaterialien und fertigen Produkten in adäquater Menge garantiert werden. Auch hier zeigte sich, dass ein gutes Netzwerk entscheidend ist für einen erfolgreichen Start in die eigene Gründung: Im Rahmen eines Besuchs im TIG vom heutigen Bürgermeister der Stadt Gießen, Peter Neidel, präsentierte Dr. Schepers MUNDITECH. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Gießen brachte MUNDITECH daraufhin mit dem Team von „Ab Idee ok!“ zusammen, der Ideenschmiede für Gründer der Johannes Hübner GmbH in Gießen. Florian Kern (Abi Idee ok!) erklärt: „Das persönliche Auftreten von Dr. Schepers hat uns direkt überzeugt. In der Idee sehen wir großes Potenzial. Die Begeisterung hat uns angesteckt. Das waren einige der ausschlaggebenden Punkte, die uns davon überzeugt haben, in das Produkt zu investieren.“ „Der ehrliche und offene Austausch waren überzeugend. Außerdem zog ich Sicherheit daraus, dass Johannes Hübner nicht in der gleichen Branche agiert. Ich musste mir keine Sorgen machen, dass meine Idee kopiert wird. Eine Kooperation, die Sinn macht“ ergänzt Dr. Schepers.

Neben dem Investment brachte der Kontakt zudem die benötigten neuen Arbeitsräume für MUNDITECH. Hier wird die Produktion nun in einer Halle vollzogen. Stolz berichtet Dr. Schepers, dass die Produktionsmaschinen vor kurzem angeliefert wurden, und die ersten Kunden aus der Industriebranche nun das Produkt in ihre Prozesse einbinden. Langfristig strebt er operatives Wachstum mit MUNDITECH an. Eine logische Konsequenz aus den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. Egal ob in Krankenhäusern, in Klimaanlagen, oder bei Lebensmitteverpackungen: Ein vergleichbares Produkt sucht man vergebens. In seinem Rückblick auf den eingeschlagenen Weg resümiert der Chemiker: "Insbesondere bei den Zulassungen und dem Patentschutz wäre eine schnellere Bearbeitung wünschenswert. Man braucht schon viel Ausdauer und Geduld, bis die juristischen Fragestellungen geklärt sind. Die Erfahrungen mit dem Gründernetzwerk hier vor Ort haben mir gezeigt, dass die monetären Mittel nicht die primäre Ressource für den erfolgreichen Aufbau einer Firma sind. Viel wichtiger ist ein starkes Netzwerk."

QUELLE: Regionalmanagement Mittelhessen GmbH | 05.09.2019


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